Montag, 29. Juni 2009

Bolvien



2 Wochen Bolivien liegen hinter uns. Schön war s, sehr schön sogar. Ich muss sogar sagen, dass mir die Bolivianer besser passen als die Peruaner. Der Tourismus dort ist noch lange nicht so weit fortgeschritten wie in Peru und das tut auch den Menschen gut. Das heißt die Jagd auf das verfluchte Geld der Touris ist noch nicht so deutlich zu spüren. Stattdessen begegnen einem die Bolivianer als sehr hilfsbereites und freundliches Volk, das sich über den ausländischen Besuch freut, da er natürlich Geld ins Land bringt. Aber trotzdem wird man noch mit viel Respekt und Höflichkeit behandelt. Hoffentlich bleibt s auch noch ne Weile so, denn so hab ich auch Peru vor 5 Jahren kennen gelernt...
Wir haben viel erlebt in den beiden Wochen: Angefangen in La Paz- eine boomende Metropole auf 4000 Metern Höhe mit sehr viel Flair, aber auch Armut. Überall stolpert man über Penner, die einen anbetteln und das Brot oder die Orange dann aber auch dankbar annehmen (noch ein Unterschied zu Peru: hier sind sich viele zu schade dafür oder haben es nicht so nötig, denn außer Geld wird hier nichts akzeptiert). 
Von La Paz aus haben wir versucht den Pico Austria zu erklimmen, einen 5400 Meter hohen Berg der Condoriri Bergkette. Leider hatten wir das Pech in El Alto (dem Armenviertel von La Paz) in einen heftigen Streik mit Straßenblockaden zu kommen, aus dem wir kaum noch rausgekommen sind, so dass uns am Ende die Zeit für den Gipfel gefehlt hat. Trotzdem wars ein sehr beeindruckender Ausflug. 20 km wandern und etwa 1000 Höhenmeter haben sich die folgenden Tage noch stark in meinen Gliedern bemerkbar gemacht. Wir haben viele Lamas und Schafe vor einer herrlichen Kulisse gesehen und waren vor allem ganz alleine dort unterwegs, fernab der Touriströme. Nebenan die 6000er Gletscher und unter uns zahlreiche Lagunen- das war schon sehr beeindruckend, auch ohne Gipfelerlebnis (siehe Bild oben).
Danach gings ab in den Dschungel, in nem Mini Militärflugzeug für 90 Euro Hin und Rückflug anstatt 2 Mal 20 Stunden Busfahrt auf einer Staubpiste für allerdings nur 16 Euro:) Man gönnt sich ja sonst nichts. Im Dschungel im Norden Boliviens oder besser gesagt den Pampas haben wir in einer netten Kleingruppe eine drei Tagestour gemacht. Unser Führer Viktor war super und hat uns viel erklärt und mit uns in seiner Nussschale den Fluss erkundet. Wir haben sehr sehr viele Vögel gesehen, Faultiere, Affen, Kaimane und Anakondas. Mein Highlight war das Schwimmen mit pinknen Delfinen. Ja, die gibts wirklich, aber auch nur in dieser Region in Bolivien. Faszinierende Tiere, die einen gegen die im gleichen Fluss schwimmenden Kaimane verteidigen. Ein unglaubliches Erlebnis.
Nach so viel Hitze und Aufregung ging es zurück ins Hochland, nochmal La Paz und dann Sucre. Das ist wirklich die weiße Stadt Boliviens (so wie man über Arequipa in Peru sagt). Man hat direkt den Wohlstand gespürt, da wir an einem Sonntag angekommen sind und fast alles geschlossen war. Das gibt es normalerweiße in diesen Ländern nicht. Von dort aus sind wir wie das Vieh auf der Ladefläche eines LKWs in die Cordillera de los Frailes gefahren, um einen Tag lang einen alten Inkapfad entlang zu wandern. Nach ca. 1000 Höhenmetern Abstieg sind wir in einem sehr sehr kleinen Dorf gelandet, in welchem wir im Gemeindehaus übernachten durften und sogar was vom gemeinsamen Dorfessen abbekommen haben. 
Der nächste Stopp war Potosi, die einst reichste Stadt des Kontinents dank des Cerro Rico, des reichen Berges, der einst voller Silber war, welches die Spanier schön nach Europa geschafft haben. Leider konnte ich nicht mit zur Minentour, da sich das viele Essen auf Märkten und der Straße bemerkbar gemacht haben. Vielleicht war mein Magen doch noch nicht so resistent wie der eines Bolivianers...
Wieder einigermaßen fit gings in den südwestlichsten Zipfel Boliviens, in den Salar de Uyuni/ zur größten Salzwüste der Welt. Ich hatte vor ein paar Jahren ja schon mal die Ehre, aber für Steff war es wohl eins seiner Highlights. In einer Tagestour haben wir mit dem Jeep den Salar erkundet und witzige Fotos gemacht (siehe bald unter Fotos).
Der letzte Stopp war der Titikakasee, auf dem wir die Islas Flotantes de los Uros (schwimmende Inseln der Uros) besucht haben. Einst zum Schutz zurückgezogen, lebt dieses Volk auch heute noch mitten auf dem See auf Schilfinseln und ernährt sich von Fischfang und Entenjagd. Sehr beeindruckend.
Glück hatten wir bzgl der Streiksituation, die weiterhin andauernd, aber gnädigerweise eine Pause eingelegt hat, welche wir dazu genutzt haben, um zurück nach Arequipa zu kommen. Es muss sich jedoch niemand Sorgen machen: die Straßenblockaden sind zwar nervig, aber völlig harmlos. Schlimmstenfalls steckt man 24 Stunden in einem Bus fest und kommt nicht vom Fleck. Also hoffen wir mal, dass die Regierung bald einlenkt und sich die Lage wieder etwas entspannt.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Penner, Streiks und andere Nettigkeiten

Lange ist s her, dass ich hier was geschrieben hab und dabei ist doch so einiges passiert in letzter Zeit... Nur wo fang ich an?! Also mein Job macht mir eigentlich immer noch sehr viel Spaß, denn es steht ständig was Neues an. Mal muss ich Freiwillige betreuen und in die Projekte einführen, mal Kampagnen vorbereiten und mal, wie die komplette letzte Woche, drei Fotografinnen betreuen, die sich angeboten hatten, professionelle Fotos der Sozialprojekte für unsere Homepage zu machen. Mir wirds demnach nie langweilig. Auch die Deutschkurse machen mir noch viel Spaß und alle meine Schüler haben den ersten Zyklus bestanden und sitzen nun bei mir in der zweiten Runde:)
Ansonsten war ich letzte Woche mal wieder empört darüber, wie ignorant, diese Arequipenos doch sein können. Arequipa ist wohl so was, wie das München Deutschlands. Viele halten sich für was Besseres, wobei ich mich frage, weshalb. Also zuerst haben sie meinen peruanischen Freund Carlos mit einer nichtigen Erklärung nicht in eine Bar! gelassen. Das war bereits ziemlich diskriminierend. Dann auf dem Nachhauseweg haben mein australischer Freund Chris und ich einen Mann auf der Straße gefunden, der uns um Hilfe gebeten hat. Das hat mich sehr an die Situation in Mainz erinnert, als ich den Penner aufgesammelt hab und in unsern Hausflur gelegt hab. Das konnte ich hier nun schlecht machen, da es nicht mein Haus ist. Aber einfach wegschauen und weitergehen stand auch nicht zur Debatte, da er bei 15 Grad fast nichts mehr anhatte (keine Schuhe, keine Socken und keinen Pulli) und sein Gesicht stark geschwollen und blutig war. Er berichtete uns, dass man ihn verprügelt hätte und ihm buchstäblich das letzte Hemd geklaut hätte. Daraufhin haben wir versucht, andere Pasanten, die Polizei oder wenigstens ein Taxi anzuhalten. Niemand fühlte sich jedoch zuständig... Traurige Realität. Der nächste Einfall war ein Hostel, in dem wir ihm ein Bett zahlen wollten. Auch das hat nicht funktioniert. Daraufhin blieb nur noch die Klinik, in die wir laufen mussten. Zum Glück hatte ein junger und engagierter peruanischer Arzt Nachtdienst, der sich um ihn gekümmert hat und ihm für die Nacht ein Bett gegeben hat. Da der Mann nichts hatte, haben sie ihm auch nichts berechnet, was eine ungewöhnliche aber sehr heldenhafte peruanische Geste war. Somit gibt es wohl auch hier in Arequipa noch Gutmenschen:) Ich hab mich natürlich am nächsten Tag nach ihm erkundigt. Zum Glück war das Jochbein doch nicht gebrochen, wie ursprünglich vermutet, sondern nur stark geschwollen. Santiago, so hieß unser Patient, konnte mit ein paar Schuhen, einem Pulli und Schmerztabletten aus dem Krankenhaus am nächsten Morgen zurück auf die Straße entlassen werden. Hoffentlich passiert ihm so etwas nicht noch einmal...
Seit ungefähr einer Woche ist hier außerdem zusätzlich die Hölle los, da Peru gegen internationale Gesetze verstößt und einfach Regenwald an Ölmultis verkauft, ohne die indigene Bevölkerung darüber zu informieren. Die Situation hat sich so weit hoch geschaukelt, dass es schon sehr viele Tote gegeben hat. Das Schlimme daran ist, dass die Medien hier auch alle korrupt sind und deshalb nur von den bösen und wilden Indianern als Täter sprechen und die Polizei als Engel darstellen. Aber so ist es nicht, wie man z.B. in folgender europäischer Berichterstattung sehen kann.

http://www.epo.de/index.php?option=com_content&view=article&id=5075:untersuchung-des-massakers-an-indios-in-peru-

Auch die Mehrheit der peruanischen Bevölkerung will sich das nicht länger gefallen lassen, so dass heute das ganze Land in Streiks getretten ist. Es gibt kaum noch öffentliche Verkehrsmittel oder offene Geschäfte. Stattdessen ziehen die Menschen wutentbrannt in Streikmärschen durch die Straßen. Aber keine Sorgen, die Streiks verlaufen friedlich! Hoffentlich bringts was!?

Falls sich die Situation bis morgen beruhigt, reisen Steff und ich morgen Nacht nach La Paz in Bolivien, da wir ab nächster Woche 2 Wochen Urlaub haben. Wundert euch also nicht, wenn ich die nächsten beiden Wochen kaum online sein werde. Ich melde mich dann nach dem Urlaub wieder mit neuen Reiseberichten.

PS: Bald könnt ihr unter Fotos die neuen Bilder des letzten Monats sehen!